1.7.21, Münchner Volkshochschule, Abenteuer Schreiben: Wir beschäftigen uns an diesem Abend mit Raumdarstellung in Abhängigkeit zur Figur, als den sogenannten Figurenraum. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Kontrastiv oder analog die Raumgestaltung zu den Gefühlen der Figur anzulegen. Bei der analogen Raumgestaltungen braucht es keine weitere Beschreibung, da der Leser die Zeichen von selbst begreift. (außen: Öde, innen: Öde) Bei der kontrastiven Raumgestaltung scheint es nötig zu sein, durch Körpersprache eine ergänzende Ebene einzuführen, um zu vermitteln, dass die Raumgestaltung kontrastiv ist (außen: Öde, innerlich: Aufgebrachtheit, Körpersprache notwendig).
a/v
29.11.20: Münchner Volkshochschule, Entwicklung literarischer Figuren: In der Diskussion um die Enthüllung eines Hauptcharakters, der Zug um Zug in einer offenen fortlaufenden Beschreibung enthüllt wird, ist deutlich geworden, dass wir auch bei einer Hauptfigur oder gerade bei ihr, keinen umfangreichen Planungsaufwand betreiben müssen, da nach der Enthüllung der ersten Charakterzüge immer noch Zeit genug ist, darüber nachzudenken, was man dem Leser als nächste spannende Charakterzüge, die sich ja auch widersprechen dürfen, anbietet.
a/v
28.2.2020: Werkstattunterricht: Experimentelle Kurzprosa, Metafiktionen, Erzählerproblematik:
Wir beschäftigen uns in einer Übung im Zusammenhang mit postmodernen Kurzprosaexperimenten mit der Metafiktion.
Wir stellen fest, dass der eindruck entstehen muss, dass in der metafiktionalen Ebene, der Leser den Eindruck haben muss, dass der Autor, nicht der Erzähler spricht. Wird nicht über das Erzählen und siene Konventionen geschrieben, sondern über Inhalte, das Leben der Figuren, Umstände, etc. dann erscheint die metafiktionale Ebene als autkorialer Erzähler.
Gründe für einen metafiktionalen Text:
- Ich kann verschiedene Ebenen in der Spiegelung auf der metafiktionalen Ebene zusammenbringen, was unkommentiert nicht glaubhaft wäre.
- ich kann Dinge, die sich aufgrund ihrer Ungeheuerlichkeit nicht in eine glaubwürdige Fiktion fassen lassen, kritisch durch die Metafiktion besprechen. Hier ist eine große Nähe zum auktorialen Erzähler gegeben.
Dabei gibt es natürlich Hybridformen wie bei Berlin Alexanderplat von Alfred Döblin. Ein starker auktorialer Erzähler, der sich auch Gedanken über den Text selbst macht.
a/v
1.2.2020: Projektwerkstatt der Münchner VHS: Bei der Diskussion verschiedener projekte wird deutlich, dass es keinen Sinn macht Beschreibungen anzufertigen, wenn es keine interessanten, sondern nur alltägliche Szenerie gibt und der Schwerpunkt der Erzählung auf Diskursen oder kommunikativen Problemen liegt. Hier ist es besser eine Methode zu konstruieren und nicht den Leser mit haltlosen leeren Beschreibungen zu langweiligen.
a/v
17.7.19 LMU München: Müssen wir das zum Schreiben überhaupt wissen? Eigentlich nein, aber: Natürlich sieht der Text klarer aus, wenn wir wissen ob wir es mit einem Ambivalenz- oder Ambiguitätskonflikt zu tun haben. Wenn der Text zwischen beiden Konflikten mäandert, kann er als verschwommen erscheinen.
Und: Uns wird unsere Figur klarer, denn es charakterisiert eine Figur die beständig Ambiguitätskonflikte hat (mglw. niedrigere Aktivitäts, Weltskepsis, erhöhte Reflektionsbereitschaft) im Gegensatz zu Ambivalenzkonflikten (Figuren, die sich nie entscheiden können, leicht manisch wirken).
a/v
10.7.19 LMU München: Nachdem wir lange gerätselt haben wie die Theorie der Kognitiven Psychologie mit der Poetik auf eine Ebene zu bringen ist, was Ambivalenz- und Ambiguitätskonflikte, sowie die Differenzierung in Appetenz-Appetenz, Aversion-Aversion und Appetenz-Aversionskonflikte betrifft, erkennen wir anhand von Textbeispielen, dass Appetenz-Aversionskonflikte immer Ambiguitätskonflikte sind. Annäherung und Distanz zum Ziel zeichnene die Pendelbewegung aus, die das Ziel in Frage stellt. Anders stellt sich die Sache bei doppelten Appetenz-Aversionskonflikten dar. Hierverteilt sich die Entscheidung auf zwei Möglichkeiten, die in sich zwischen Annäherung und Distanz pendeln, dennoch sind es zwei Ziele, die einen Ambivalenzkonflikt bilden wie die anderen Varianten. a/v
31.3.19 VHS, Mit Sprache experimentieren: Eine interessante Variante abstrakte ausdrücke zu variieren zeigte eine Teilnehmerin: Sie machte aus 'Fehlzeit' den 'Fehlort', schuf die Vokabel 'ungrundig' und gab den ganzen Ausdrücken einen neue Ton indem sie neue Worte schuf durch transpositionen, Kombinationen, Negationen und den Austausch.
a/v
13.7.18, Werkstattunterricht: Wir arbeiten über die Erlebte Rede. Sie steht im Indikativ, Imperfekt oder Plusquamperfekt, in der dritten Person.
Er dachte an Mareike. Das Publikum liebte sie. Alle schauten sie auf der Bühne an.
oder
Er dachte an Mareike. Das Publikum würde sie lieben. Alle schauten sie auf der Bühne an.
Besser ist die zweite Variante, es sei denn, es ist nicht sicher, dass das Publikum Mareike liebte. Immer wenn es um abstrakte oder irreale Momente geht, kann man auch statt dem Indikativ die würde-Form verwenden.
"Morgen würde Weihnachten sein" ist nicht so treffend wie "Morgen war Weihnachten." Obwohl abstrakt, wird Weihnachten sein.
Jedes Mal muss unter der Fragestellung wie sicher das Geschehen eintreffen wird, überlegt werden.
a/v
27.4.18: Werkstattunterricht: Wann aber nimmt man indirekte Rede, wann direkte Rede, wann erlebte Rede? Die direkte Rede, wenn eine Figur eine emotionale Information gibt, die indirekte Rede, wenn sie eine kognitive Information gibt. Die indirekte Rede, wenn die Figur sich nicht sicher ist, noch überlegt, die erlebte Rede, wenn sie sich sehr sicher ist.
Er überlegte, ob er nach Hause gehen sollte.
(Schon die Überlegujng macht das Ganze unsicher)
Er sah sie an. Er ging jetzt nach Hause.
(Auch das muss nicht unbedingt passieren, es ist ja sein Gedanke, aber er ist überzeugter, als in der indirekten Rede (da überlegt er ja noch), das zu realisieren)
a/v
20.4.18: Werkstattunterricht: Seit dem 18. Jahrhundert ist die Körpersprache ein wichtiges handwerkliches Mometn um Gefühle und Bewusstseinsvorgänge von literarischen Figuren zu zeigen. Dabei gilt es zu beachten, dass die Körpersprache nicht isoliert in den Text einmontiert wird, sondern als Funktion der Handlung organisch eingebunden ist. Wenn jemand ein Kleidungsstück auszieht, kann man beschreiben, wie er es auszieht (schnell, hastig, umständlich) und dadurch dem Text Tiefe geben, eine zweite Ebene einziehen, Körpersprache durch ein Handlungselement der Figur realisieren, was über die Figur zusätzlich etwas sagt.
a/v
25.1.18: Werkstattunterricht: Bei den Übungen zur Emotionalität literarischer Figuren unterscheiden wir Emotionen/Affekte und Gemütslagen/Gefühlslagen. Während bei Gefühlen äußere Ereignisse in dramatischen Situationen die Gefühle beeinflussen und zu einem schnellen Wechsel führen, so sind Gemütslagen stabiler, wechseln zwar durch starke Ereignisse, beeinflussen aber die Wahrnehmung von Ereignissen, die durch die jeweilige Gemütslage wahrgenommen werden und nicht das Gefühl verändern. Aber es kann natürlich ein plötzliches Gefühl die Gemütslage überlagern.
a/v
1.12.17: Werkstattunterricht: Noch einmal Hänsel und Gretel und Konfliktösungen: Oft greifen verschiedene Konfliktösungen ineinander. Angestrebt wird eine Vernichtungs-Lösung, es kommt aber zu einem Kompromiss, weil die Umstände keine Vernichtung zulassen.
a/v
24.7.17: Autobiographie-Kurs LMU: Bei der Besprechung des RDBD-Schemas weist ein Teilnehmer darauf hin, dass je nachdem welcher Beschluss in einer RDBD-Einheit getätigt wird es zu einer Komödie oder Tragödie sich weiter entwickeln kann.
a/v
14.7.17: Werkstattunterricht: in einer letzten Übung beschäftigen wir uns mit Konfliktlösungsstrategien. Wir probieren mit dem Märchen "Hänsel und Gretel" alternative Konfliktlösungen aus und prüfen sie auf ihrer Glaubwürdigkeit. Dabei sehen wir, dass Flucht nur glaubwürdig ist bei einem übermäßigen Gegner. Sind Gegner ebenbürtig empfindet der Leser die Flucht als unzureichend.
Die Konfliktösung der Delegation an einen anderen funktioniert dann besonders gut, wenn derjenige an den delegiert wird, die spirituelle Macht innehat.
Kompromisslösungen lasssen sich gut bei gleichwertigen Konlktgegnern finden, die Konsenslösung stellt eine schwierige gedankliche Operation dar, die reizvoll ist, aber viel Konstruktion erfordert, da ein Konsens meist über ein drittes Element hergestellt werden kann.
a/v
28.6.17: Autobiographie Projektwerkstatt LMU: In einer Übung "Was ich alles gehört habe", eine lyrische Komposition der wichtigsten Lebensgeräusche im zeitlichen Verlauf zeigt sich, dass in Kindheit und Jugend eine große Vielfalt von Geräuschen wahrgenommen und erinnert wird, im Erwachsenenalter jedoch nur noch musikalische Erlebnisse beschrieben werden. Ein Muster, das sich durch fast alle Texte zieht.
Entweder werden Geräusche als nicht mehr wesentlich betrachtet oder sie sind schon bekannt und deswegen als nicht mehr beschreibenswert angesehen.
a/v
29.5.17: Autobiographie Projektwerkstatt LMU: Unsere Arbeiten mit Geräuschen und Klängen haben gezeigt, dass ein Raum als enger wahrgenommen wird, wenn räumliche Verbindungen zwischen Geräuschen nicht gennant werden. Hingegen wird der Raum geweitet, wenn wir nächtliche Geräusche beschreiben. Da der Geräuschpegel niedriger ist, sind weit entferntere Geräusche auch zu hören, dadurch entsteht der Eindruck von Raumtiefe.
Schließlich: Eine Welt aus Geräuschen lässt sich am besten bauen, wenn die literarische Figur in Ruhe ist. Wenn sie sich bewegt, ist es schwieriger zu rezipieren, es kommt beim Schreiben auch zu häufigeren Wiederholungen, da die Figur immer neu ähnliche Geräsuche hört.
a/v
19.5.17: Werkstattkurs: Unsere Überlegungen nähern sich dem Ende: wir haben uns mit Appetenz-Aversions-Konflikten beschäftigt und ihrer Notwendigkeit im literarischen Text. Dabei haben wir aufgrund der Systemtheorie von Kontlikten festgestellt, dass bei literarischen Figuren, die nach ihrer Auffassung materiell gut ausgestattet sind intrapersonelle Konflikte notwendig sind, um sie interessant zu gestalten, während intrapersonelle Konflikte bei Figuren, die schlechter gestellt sind nicht sehr glaubwürdig wirken, diese Figur überfrachten.
a/v
12.5.17: Werkstattkurs: Wir haben die Konfliktmodelle anhand praktischer Teilnehmerprojekte durchgespielt. Wir können annehmen, dass ein Konfliktverknüpfungsmodell auch in seiner Reinform exisitert, wie das Repräsentanz-Modell in der klassischen Tragödie zu finden ist. Aber oftmals sehen wir Kombinationen verschiedener Modelle, individuelle Anwendungen von Elementen, die aber wiederum Muster ausbilden. So fanden wir ein "Vertauschungsmodell" und ein "Doppellinien-Modell".
a/v
20.1.17: Werkstattkurs: Wir erarbeiten in diesem und im nächsten Semester Konfliktverknüpfungsmodelle. Wir haben bisher vier Modelle unterschieden. Dabei eignen sich die Ebenen-Steigerungs-Modell und das Repräsentanzmodell eher für ernste Themen. Das kausale-Kreisverknüpfungsmodell und die Konflikt-Figurenwechsel-modell eher für Komödien.
a/v
29.11.2016: Projektwerkstatt Autobiographisches Schreiben: Wir besprechen Dialoge in Autobiographien und einem Teilnehmer fällt auf, dass in der Autobiographie von Eva Busch immer dann kurze Stücke direkter Rede geschrieben werden, wenn eine neue Figur auftaucht. Dadurch steht sie viel schneller, deutlicher vor den Augen des Lesers. Auch eine wichtige Aufgabe des Dialogs: Charakterisierung von Nebenfiguren.
a/v
28.10.2016: Werkstattunterricht: Das Nachdenken über literarische Prozesse hat wieder begonnen. Im Werkstattunterricht geht es nun um Konflikte und wie man sie kippen lassen kann. Dabei haben wir festgestellt, dass drie Modi von Konflikten realisierbar sind: Debatte - Spiel - Kampf. Der Wechsel der Konfliktmodi führt zu mehr Lebendigkeit innerhalb der Texte, weil die Figuren vielfältiger werden. Wenn Figuren nur kämpfen werden sie schnell einschichtig. Wenn sie aber mehr Möglichkeiten haben, ihre Konflikte zu gestalten, werden sie auch sympathischer.
1.7.2016: Werkstattunterricht. Im Werkstattunterricht üben wir die Eskalationsstufen von Konflikten. Grundlage ist das Modell von M. Glasl. Die Aufgabe: Ein Exposé über neuen Stufen zu entwickeln.
Dabei stellen sich folgende Schwierigkeiten und Erkenntnisse ein:
- Fehler passieren v.a. bei der langsamen Entwicklung. Manchmal ist sie zu sprunghaft, manchmal zu schnell am Anfang und häufig wird sie in den letzten Stufen nicht richtig gesteigert.
- Wichtig: Der wechsle zwischen verbalen und nonverbalen Sequenzen, die sich auf den verschiedenen Stufen wiederfinden. Dadurch wird ein rhythmisches Steigern gewährleistet. Auch finden sich in den Stufen Entsprechungen (bspw. 4 und 7)
- Interessant: Ein asymetrischer Konflikt ist nicht weniger spannend: Wenn einer der Konfliktpartner nicht aktiv ist, sondern nur nicht zurückweicht, lässt sich der Konflikt genauso interessant steigern.
31.5.2016: Autobiographiekurse LMU: Wir beschäftigen uns mit dem Plateau-Modell, das auf der Labyrinth-Figur fußt und das ich 2006 entwickelt habe, um schwierig zu schreibende Szenen zu bewältigen.
Heute, bei der ersten Besprechung der Hausaufgaben, muss es sich bewähren. Wir sehen, dass die äußeren Ereignisse, die für die Gestaltung des RDBD-Schemas so wichtig sind, hier eine geringere Rolle spielen. Das Hauptinteresse richtet sich tatsächlich sofort und fast ausschließlich auf die inneren Zustände der Figur. Auch fallen unwichtige Details schnell weg und werden gar nicht mehr beschrieben. Durch die Amplitude von Nähe und Ferne ist die Lebendigkeit des Textes garantiert.
a/v
15.4.2016: Werkstattunterricht Konflikt und Fokussierung: Diskussionen über die Konfliktstruktur in verscheidenen Fokussierungen. Folgende Unterschiede lassen sich feststellen: Figurenfokussierung: Polare Konfliktstruktur zwischen den Leitfiguren des Textes.
Begebenheitsfokussierung: Ausgelöst durch Begebenheiten verfangen sich die Figuren in einem Netzwerk verschiedener Konflikte.
Situationsfokussierung: Kaum konfliktstrukturen, da sich der Konflikt im Leser entwickelt über das Schicksal der Figur. Dabei ist es aber möglich zum Spannungsaufbau untergeordnete Konflikte einzuführen, zwischen Figuren, die den Text nicht dominieren,
a/v
5.3.2016: Schreiben lernen, Münchner Volkshochschule: Zunehmend hören unsere Teilnehmer von Verlagen und Agenturen, dass man doch aus seinem Text einen "Frauenroman" machen solle. Ich finde das einfach nur furchtbar. Was ist denn ein Frauenroman? Beim Wochenendseminar im Kriechbaumhof haben wir einige Punkte gesammelt, die einen Frauenroman auszeichnen. Man verstehe diesen Eintrag als kritischen Diskussionsbeitrag:
In einem Frauenroman:
- haben wir oberflächliche psychologische Bewertungen
- kommen Männer vor, die fremd gehen und sich somit als ... entpuppen
- steht das Leiden der Protagonistin im Vordergrund
- haben wir einen so schnellen Wechsel von Innen- und Außenperspektive, so dass keine Atmosphäre erzeugt werden und nicht das Seelenleben der Protagonistin differenziert und ambivalent dargestellt werden kann.
- der Kampf gegen den Hausstaub ist kein unwichtiges Motiv
Viel Spaß beim Schreiben.
1.2.2016: Abenteuer Schreiben, Münchner Volkshochschule, Gasteig. Im offenen Programm kümmern wir uns um eine spezielle Erzählposition, dieim 19. und 20. Jahhrhundert erhebliche Bedeutung hatte. Der blickwinkel eines "Wahnsinnigen", der Phänotyp eines Menschen, der außerhalb der Gesellschaftsordnung andere Blicke auf sie werfen kann, als ein "normaler" Mensch.
Um diese Erzählposition zu verwirklichen, den Eindruck zu erzeugen, der Ich-Erzähler sei wahn-sinnig, können folgende Mittel angewandt werden:
- Sprunghaftigkeit in der Beschreibung
- Angst vor banalen Dingen
- Unzuverlässigkeit beim Erzählen
- überpräzises Erzählen
- fehlende Logik, Kippkonstruktionen im Satzbau
- Schleifen beim Erzählen durch unnötige Wiederholungen
a/v
21.1.16: Autobiographie-Projektkurse, LMU München: Bei der Weiterarbeit an diesem Thema stellen wir bei dem Lesen autobiographischer Texte fest, dass oft geschlossene Beschreibung und fortlaufende Beschreibung kombiniert wird. Das ist auch in der Autobiographie sehr leicht möglich, da aus der auktorialen Position der dritten Ebene die geschlossene Beschreibung, aus der personalen Position der ersten Ebene die fortlaufende Beschreibung sich realisieren lässt. Aber: Besonders kunstvoll wirkt diese Vermischung, wenn auf dne unterschiedlichen Themen verschiedene Themen beschrieben werden. Beispielsweise die berufliche Ebene kombiniert mit der zwischenmenschlichen Beziehungsebene.
a/v
1.12.15: Autobiographisches Schreiben, LMU-Projektseminare: Seit einigen Wochen beschäftigen wir uns mit Beschreibung von literarischen Figuren: Der geschlossenen Beschreibung und der fortlaufenden Beschreibung. Die geschlossene Beschreibung versucht ein schnelles endgültiges Bild einer Figur (meistens Nebenfiguren) zu erzeugen. Die fortlaufende Beschreibung enthüllt der Reihe nach verschiedene Aspekte der Figur über den ganzen Text verteilt.
Dabei haben wir in der heutigen Übung anhand von Beispieltexten feststellen können:
1. Wenn sich der Leser mit der Figur identifiziert oder mit ihrer Problematik, wird die geschlossene Beschreibung gestört, der Leser erwartet mehr von der Figur.
2. Genauso wenn das autobiographische Ich sich zu sehr in Beziehung zu der Figur setzt, über sie reflektiert, da eine Beziehung von Bedeutung vom Leser erwartet wird.
a/v
14.11.15: Entwicklung literarischer Figuren, Wochenendseminar im Kriechbaumhof, MVHS: Im Gespräch heute: Wenn wir die Entwicklung einer Konstellation andersherum denken, wird noch einmal die große Bedeutung der Nebenfiguren nicht nur für die Enthüllung der Hauptfiguren deutlich, sondern auch für die themenzentrierung des Textes. Je umfangreicher eine Nebenfigur auftritt, desto bedeutender ist der Charakterzug, den sie enthüllt für den gesamten Text und das Hauptthema. Nebenfiguren, die unwichtige Charakterzüge enthüllen, treten in geringerem Umfang auf und werden nicht so ausdifferenziert gestaltet.
a/v
16.10.15: Werkstattunterricht: Dieses Semester beschäftigen wir uns mit dem Einfluss von Metaphern und Sprachbildern auf den individuellen Stil: Spannende Übung zur Semestereröffnung. Ein blidarmer Text mit Sprachbildern angereichert. Dabei zeigen sich verschiedene Strategien. So war es möglich konventionelle Metaphern mit ausgesuchten besonderen Details zu verknüpfen. Andere variierten konventionelle Metaphern und bauten sie detailliert aus. Auf jeden Fall spürten wir, wie sich durch Metaphern die Erzählposition auktorialisiert. Ein Grund für die metaphernarmen realistischen Texte der Gegenwart, die möglichst nüchtern personal erzählen.
a/v
10.8.2015, Europäische Talentakademie Lindau: Für RDBD-Kenner: Beim Besprechen des RDBD-Schemas fällt mir auf, was ich bisher nicht bemerkt hatte: Die Durchführung des Beschlusses kann Auskunft geben über den Aktivitätsgrad der Figur. Auf welche Weise, mit welcher Kraft versucht die Figur ihr Ziel durchzusetzen? Das lässt sich sehr gut an der Beschlussdurchführung zeigen.
a/v
23.7.15: Abenteuer Schreiben: Letzter Abend im Gasteig in diesem Semester, der literarische Figuren in der Kurzgeschichte thematisiert.
Figuren haben in dieser literarischen Gattung nicht einen, sondern zwei Charakterzüge oder zumindest, wie soll man sagen, Persönlichkeitsaspekte, von denen der eine am Anfang (Normalzustand), der andere durch ein äußeres Ereignis (Ausnahmezustand) enthüllt wird. Die Frage, die sich stellte: Inwieweit diese Aspekte diametral entgegensetzt sein müssen oder ob es ausreicht, dass sie aus verschiedenen Lebensbereichen stammen. Naturliebe vs. Spinnophobie hat nicht sehr gut funktioniert, weil jeder Leser Naturliebe und Spinnenekel gut nachvollziehen kann. Aber es mag da noch andere Gründe geben.
Humorvoll vs. Aberglaube wiederum ergab eine treffliche Geschichte. Vielleicht weil die Distanz des Humors gegen die Distanzlosigkeit des Aberglaubens steht? Wir denken weiter darüber nach. Einstweilen wünsche ich schöne Sommerferien!
a/v
12.6.15: Werkstattkurs: Aufgrund eines atmosphärischen Textes von Barbara Ludwig über die Pest in Venedig kommen wir auf die Erzeugung des Grauen zu sprechen. Das wahre Grauen wird durch ein lebendiges Detail innerhalb des Schreckensszenarios erzeugt. Wenn sich die Kleider der gehängten Kurtisanen noch leicht im Wind bewegen oder ein toter Körper sich durch einen physikalischen Effekt bewegt...
a/v
19.5.15: Autobiographie-Projektkurse, LMU MÜnchen: Wie entsteht Komik. Unbedingte Voraussetzung: Die genaue situative Beschreibung einer Szene, wenn Situationskomik dargestell wird wie ein schwitzender Richter. Oder schnelle unvorbereitete Überraschungsmomente, die eine peinliche Situation nur im Kopf des Lesers erzeugen, der sich durch Lachen daraus befreit. Also ein schneller hingeworfener Satz, man nennt dies auch Auslassungstechnik.
a/v
12.5.15: Autobiographie-Projektkurse, LMU MÜnchen: Das Semesterthema: Humor und Autobiographie ist in sich widersprüchlich. Denn während autobiographie vom Leser Empathie, Identifikation fordert, ist es, um den Leser zum Lachen zu bringen, wichtig Distanz zwischen Figuren und Leser herzustellen. Dennoch sin dkomische elemente in der Autobiographie interessant: Sie können nicht nur dazu dienen, eine Autobiographie aufzulockern, sondern auch um mißliebige Personen darzustellen wie frühere Lehrer oder Nachbarn oder andere Nebenfiguren, die einem das Leben schwer gemacht haben.
a/v
16.4.15: Werkstattkurs: In einer Übung werden bereits geschriebene Texte mit sakralen Sprachelementen ausgestattet. In der Theorie werden die Elemente "Sakraler Sprache" eher undeutich beschrieben. es zeigte sich, dass den Texte die Sakralisierung neue Resonanzen verlieh.
Dies geschieht durch
- Fehlstellungen des Verbs ("trug ich" statt "ich trug")
- betonte Kausalität ("so trug er" statt "er trug")
- Sprechsituation: Der Text richtet sich nicht direkt an den Leser, spricht über ihn hinweg.
- religiöse Floskeln ("aber einer war unter ihnen")
- Übertragung: ("schürten die Flammen mit ihrem Haß")
- Oberbegriff statt konkretes Detail ("Frucht" statt "Apfel")
- abstrakte Verben ("er reichte ihr" statt "er gab ihr")
a/v
15.3.15: Abenteuer Schreiben, VHS München: Bei einer Schreibübung im Gasteig zum gesprächseröffnend-provokativen Anfang wurde deutlich, dass die Leseranrede verschieden stark gestaltet werden kann. Es funktioniert im Grunde wie beim auktorialen Erzählen. Die direkte Anrede (besonders vom Ich-Erzähler) wirkt am stärksten. Verstärkt und ermöglicht wird der Effekt auch durch Verben des Meinens, Mitteilens und Glaubens.
Wenn jedoch mehrere Figuren handeln und nicht klar wird, dass über sie gesprochen wird, geht der Effekt schnell verloren. So wird auch der Übergang zur weiteren Kurzgeschichte gestaltet.
a/v
8.3.15: Schreiben lernen, Volkshochschulkurs Bogenhausen: Drei Aufgaben haben Beschreibungen des Raumes:
- Sie tragen zur Verbildlichung des Gewschehens im Kopf des Lesers bei, er wird in den Text gezogen, was bei autobiographischen Texten besonders wichtig ist
- Raum wird zum Symbol für das Geschehen, den Inhalt des Textes in seiner besonderen Gestaltung
- Räume zeigen innere Vorgänge von literarischen Figuren: Als Analogie oder Kontrast, bilden manchmal ein Widerstandsgefüge anhand dessen der Leser die innere Stimmung der Figur ablesen kann.
a/v
1.3.2015: 7. Literarischer Jahreslehrgang der VHS MÜnchen: Übung zu zusammengesetzten Hauptwörtern. Alle Texte, deren Hauptwörter durch zusammengesetzte Hauptwörter augetauscht wurden, haben sich verbessert.
Wir stellten bei manchen Texten eine Verstärkung des Stils fest, andere bekamen mehr Volumen, Tiefe durch zusätzliche Assoziationensebenen. Und einige haben es gewagt Neuschöpfungen zu komponieren, geradezu expressiv erschienen dann Texte in denen Salzkörper und Brandhimmel auftauchten.
a/v
1.2.2015: Schreiben lernen, VHS München. Eine Schreibübung bei der die Bedeutung, das Potential eines einzelnen Details zur ganz deutlich wurde. Die Aufgabe: Eine Figur sucht in der Speisekammer Ruhe.
Neben einem Regal findet sie einen Hocker vor. Die Zuhörer vermuteten, das die Figur etwas sucht, in dem Regal, den Hocker dazu nutzt, an die oberen Böden heranzukommen.
Wäre da nicht ein Hocker gewesen, sondern ein alter abgestellter Sessel, so wäre - ohne es aussprechen zu müssen - der Leser enger geführt worden. Natürlich hat ein Sessel in einer Speisekammer nichts zu suchen, aber wenn er einfach nur dort abgestellt wurde, das lässt sich schon glaubhaft machen. Natürlich kann die Figur auch auf den Sessel steigen, um etwas zu holen. Aber so ein Sessel transportiert eben immer auch den Gedanken an Entspannung mit sich, ob man will oder nicht. Solcherart lässt sich dicht beschreiben, verschiedene Interpretationen sind möglich. Man muss sich genau überlegen, welche Möbelstücke man in seinen Texten herumstehen lässt.
a/v
15.12.2014: VHS München, Was ist literarische Sprache?: Zu den wichtigen Figuren bei der Gestaltung von Sätzen gehört die elliptische Satzkonstruktion, bei dem ein unwichtiger oder wichtiger Satzteil ausgespart wird. Besonders bei Beschreibungen, bei denen der Leser bereits Bilder im Kopf hat und sehr schnell aufbauen kann, eignet sich zur Beschleunigung die Ellipse. Einfaches Beispiel: "Dahinter lag der See" wird zu "Dahinter der See".
Nochmal für alle Teilnehmer als Zusammenfassung: Die wichtigsten konstituierenden Elemente literarischer Sprache sowie Satzbau- und Wortbildungsmittel sind:
a/v
9.12.2014: LMU, Autobiographie-Projektgruppen: Übung zum Thema Raffung und Plateaubildung durch Szenen auf denen die innere Entwicklung eines Ichs dargestellt wird: Dabei stellen wir fest, dass der Eindruck von vergehender Zeit sich nicht einstellt, wenn die Raffungssequenzen nicht in der Außenperspektive ausgiebig dargestellt werden, sondern zu schnell in die Innenperspektive gewechselt wird.
a/v
30.11.2014: VHS München, Entzauberte Helden: Ein Seminar mit weniger Teilnehmern, was eigentlich schade ist, da so ein Thema für den Schreibprozess von wesentlicher Bedeutung ist. Dafür konnten wir zwei Übungen mehr durchführen als geplant. Eine Figur wurde in drei verschiedenen Aktivitätsgraden beschrieben.
Die Situationsfokussierung erfordert den niedrigsten Aktivitätsgrad. Dabei muss gleichzeitig dem Leser klargemacht werden, dass die Hoffnungen der Figur, ihrer Situation zu entrinnen eine Selbsttäuschung ist. Für diese schwierige Schreivbsituation lassen sich folgende Lösungsmöglichkeiten finden:
a/v
15.11.2014, Stadtbibliothek Rosenheim: Übung zum Wechsel von Gefühlen bei literarischen Figuren. diese Wechsel lassen sich motivieren durch:
2.11.2014, Nürnberg, Kulturladen Nord: Ein Tag mit Theorie und Übungen zu Erzählpositionen des auktorialen Erzählers. Dabei stellen wir fest, dass ein abschweifender Erzähler nicht zuviel über sich erzählen sollte, weil er sonst wie ein Ich-Erzähler erscheint. Wenn man die abschweifende Postiion mit der unwissenden Position kombiniert, sollte man die Unwissenheit auch in Passagen der Abschweifung deutlich machen. Ein spannender, nicht unanstrengender Tag in Nürnberg, aber die Diskussion von Erzählpositionen und Situationen ist keine leichte Kost. Es fiel auch manchen schwer, die auktoriale Erzählsituation durchzuhalten. Wir sind es zu sehr gewöhnt, personal zu erzählen. Dabei sind auktoriale Funktionen für längere Texte unverzichtbar. a/v
31.10.2014: Diskussion im FLP-Werkstattkurs: Was ist das eigentlich, die Stimme des Erzählers, der eigene Ton, von dem Lektoren sprechen. Wie kommt man zu ihm? Ursula Krechel in ihrem Buch: Durch lebenslanges Lernen, durch Üben, nicht durch Manierismen. Also ist der eigene Ton ja nicht der eigene Stil, denn jeder Text ist ja in einer Weise, einem Stil geschrieben. Wenn ich so schreibe, wie ich bin, dann müsste ich doch einen Stil gefunden haben. Aber erst wenn ich einen Text für jemanden oder in Hinblick auf das Thema oder die Gattung erschaffe, dann erst entsteht eine Erzählstimme, entstehen Töne. Und dann auch erst im kulturellen Resonanzraum wenn ich das über lange Zeit tue? Sicher sind wir uns noch nicht, ob damit dieser Begriff ausreichend beschrieben ist. Wir denken weiter darüber nach. a/v
23.10.2014, Gasteig, Schreibwerkstatt: Übung um eine ungewöhnliche Situation zu finden für den Anfang einer Kurzgeschichte. Ungewöhnlich sind Situationen noch nicht, wenn sie besonders dramatisch sind (Flugzeugabsturz) oder wenn sie für das Ich eine bedeutsame Unterbrechung der Alltagsroutine bedeuten (schwere Krankheit). Als ungewöhnliich empfinden wir Situationen, wenn sie Bilder hervorrufen, die wir noch nicht gesehen haben. Um solche Situationen zu finden müssen wir eine gewöhnliche Situation imaginieren: Dann die einzelnen Elemente der Imagination abtasten und eines der Elemente ersetzen. Bettler mit einem Hund wird zu einem Bettler mit einem Löwen oder Bettler mit einem Pinguin. Oder es wird die Situation mit einer nicht passenden anderen Situation kombiniert. Jemand kratzt von der Windschutzscheibe Eis ab - dabei bedroht ihn jemand mit einer vorgehaltenen Pistole. Das zeigen auch sehr schön die Texte von Wolfgang Hildesheimer: In einer Bar wird bei einem Glas Bier eine Lokomotive zum Kauf angeboten.
So entstehen ungewöhnliche interessante, neue Geschichten...
5.9.2014: Haus Buchenried: "Blick und Wahrnehmung": Der Versuch in einer Übung Charakterzüge zu enthüllen allein durch Wahrnehmung und die Art und Weise wie eine literarische Figur blickt, gelingt nur zum Teil. Die meisten Charakterzüge einer Figur lassen sich leichter durch Handlungen und Konflikte darstellen. Charakterzüge, die kein soziales Handeln nach sich ziehen, offenbar machen wie Aufmerksamkeit, Schüchternheit, Wißbegierigkeit, die also nur in einer Figur wirken, können durch die Wahrnehmung und Blicktechnik dargestellt und vom Leser erkannt werden.
Einen Tag später theorie und Praxis der Perspektivführung: Dabei einen Fragenkatalog zusammengestellt, der helfen soll, Details un d ihre Anordnung zu bestimmen.
1. Was kann eine Figur wahrnehmen aufgrund ihrer
2. Wie ordnet der Erzähler die Details an:
Allen Teilnehmern dieses Seminars meinen herzlichen Dank für die intensive Mitarbeit an einem gar nicht einfachen Thema!
a/v
17.8.2014: Wortwärts-Festival, Nürnberg: Erneut eine Übung zur Wirkung literarischer Figuren. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Werkstattkurses in München arbeiten wir weiter und finden zwei weitere Punkte (die anderen siehe unten), die eine literarische Figur dem Leser sympüathisch macht:
Insgesamt wurde wieder deutlich, dass am schnellsten Identifikations-momente entstehen, wenn die Figuren Problemen begegnen, die der Leser auch haben kann (Mord ist keine reale Gefahr für einen Leser in unserer Gesellschaft, aber üble Nachrede schon) und sie sich ihr in einer Weise stellt, die der Leser nicht wagen würde oder ungewöhnlich ist, zumindest nachahmenswert. a/v
12.8.2014 Europäische Talentakademie Lindau, Fraunhofer-Institut: Mit hochbegabten Jugendlichen in einem zweiwöchigen Kurs "Verbrecher im Netz" - Krimi und neue Medien, den Annette Warsönke und ich leiten. Auf der Grundlage der Black Stories erarbeiteten wir gemeinsam Möglichkeiten zu Anwendung im Schreibprozess. Die Geschichte wird auf einen zentralen Satz reduziert (Er sah sein Haustier und starb) - die Zuhörer müssen durch Fragen herausfinden, was für ein Geschehen hinter dem Satz steckt.
Dabei stellen wir Unterschiede fest, die sich in der praktischen Arbeit nutzen lassen: Zuhörer fragen immer nach dem Naheliegenden. Ungewöhnliche Kombinationen verhindern ein schnelles Finden der
gesuchten Lösung. Das kann auch die ungewöhnliche Verbindung zweier naheliegender Lösungen sein. Wenn es gelingt, den Zuhörer in einer mentalen Sackgasse zu fangen, kann er sich sehr schwer befreien. Er fragt immer dieselbe Frage, auch wenn er immer wieder dieselbe Antwort erhält. Und schließlich: Manche Geschichten lassen sich in ihrem Anfangskomplex schneller aufschlüsseln (Jemand findet am Hauptbahnhof ein Bein in einem Koffer, während jemand anders lacht), können aber nicht befriedigend gelöst werden, weil in mitten des Plots ein Wendepunkt zum Umdenken zwingt, was der Zuhörer nicht vollziehen kann, manche sind so komplex angelegt, dass es von Anfang an schwierig ist, überhaupt einen Weg zu finden, mit der Auflösung voranzukommen. Je mehr konkrete Anfangsinformationen, desto schneller lässt sich eine Lösung finden. a/v
3.7. EBW, Musenkuss, München: Übung zum Dialog: Aus drei Gründen sind Hindernisse im Dialog als äußere Ereignisse wichtig: Nicht nur um einen Spannungsbogen aufzubauen, nicht nur damit der Konflikt gedehnt wird und nicht zu schnell von Ankündigungs- zu Erfüllungspunkt gebracht wird, sondern um den Konflikt zu entzerren. Die literarischenFiguren verhaken sich nicht zu sehr in ihm, sondern werden durch äußere Ereignisse entlastet.
Weiter mit dem Umbruch und einer Übung zum doppelten Umbruch: Zwei Möglichkeiten Informationen nachzutragen: Als Erinnerung in längeren Texten auf der Makro-Spannungsebene und durch perspektivische, also räumliche Gestaltung auf der mitlleren Spannungsebene. a/v
1.7. LMU München, Autobiographie-Projektgruppen: Weiter mit den Übungstexten zu Ich-zentrierten Reiseberichten. Die Aufgabe bestand darin, einen Text, der die fremde Kultur thematisiert auf das eigene Ich zu fokussieren. Dabei zeigte sich, dass der Stoff bei ich-zentrierten Texten nicht so umfangreich sein darf, da es mehr Erzählzeit in Anspruch nimmt, das Ich darzustellen.
Für die Idealform eines ich-zentrierten Reiseberichts sind folgende Punkte darzustellen:
Deutlich wurde in den Textgesprächen, dass die szenische Gestaltung einzelner Passagen unerläßlich ist, um das Ich dem Leser nahezubringen. a/v
05. Juni 14, VHS München. Diskussion über Theorie und Praxis. Dies ist eine recht häufige Problemstellung. Denn das Nachdenken während des Schreibens hemmt den Schreibfluss. Das Schreiben selbst ist in einem wesentlichen Kern unterschieden von der Theorie. Schreiben ist kein Nachdenken, sondern ein Nachsinnen. Über die Romantiker schreibt Safranski (Romantik – eine deutsche Affäre): Poesie kommt immer zu spät oder zu früh, eine kräftige lebendige Gegenwart macht ihr den Platz streitig. Daher ist es wichtig, das Schreiben selbst zur Gegenwart zu machen, zum Tun. Also im Schreibprozess nie darüber nachdenken, wie es gemacht wird, sondern – versunken ins Tun – das Was leben. Das Lesen ist dann die Reflexion. Auch das Lesen des selbst geschriebenen. Doch der Schreibprozess selbst geschieht völlig unreflektiert. Es ist ein „Worterleben“, ein „Spracherleben“. Es ist ein Tun, das die Imagination der Bilderflut in Sprachbilder umformt. Und das geschieht ganz praktisch. Ähnlich wie bei motorischen Abläufen: Wer während des Gehens darüber nachdenkt, wie das Gehen funktioniert, wird schlicht stolpern. Der kreative Flow dagegen ist unmittelbar. Es ist weder wertend noch eine Form der Kognition. Deshalb sind so manche berühmte Autoren volltrunken im Schreibprozess, um die störenden reflexiven Hirnareale auf Stumm zu schalten. Sie stören beim Schreiben. Während des Schreibens hat der innere Zensor die Klappe zu halten. Um das Dichterpferd Pegasus reiten zu können, brauchen wir einen Automatismus. Der entsteht durch Übung. Schreiben ist daher sehr traditionell und konservativ. Ungewöhnliche Texte entstehen, wenn man der Tradition seinen nackten Arsch zeigt. Und das ist wiederum eine Fähigkeit, die mit Selbstvertrauen intim verbunden ist. Die eigene Persönlichkeit zu entfalten, seinem eigenen Erleben zu trauen, zu den eigenen Träumen zu stehen. So ist Schreiben als Tun, als Erleben immer auch eine existenzielle Erfahrung. Das dabei empfundene Glück rührt vom Was her, nicht vom Wie. Das ist keine Aussage über Textqualität, aber es ist eine Voraussetzung für Qualität. Erst einmal ist Schreiben selbst ein beglückendes Erleben. Wer vom Dichterpferd Pegasus abgeworfen wird, der muss halt wieder aufsteigen. Es dauert, bis etwas in Fleisch und Blut übergeht. Um Pegasus zur Dressur zu bringen, braucht es dann eben viele Automatismen. Das wirkt dann so leichtfüßig und wird so zum beglückenden Erleben für den Leser. Der Leser arbeitet nicht für den Autor. Er arbeitet für sich selbst – schreibt Mohsin Hamid in seinem wunderbaren Roman „So wirst du stinkreich im boomenden Asien“. Das gilt auch für den Leser seiner eigenen Texte. Erst mit dem Lesen wird ein Buch zu einem Buch, und bei jedem von Millionen unterschiedlicher Lesevorgänge wird ein Buch zu einem von Millionen unterschiedlicher Lesevorgänge, so wie nur ein Ei zu einem von potenziell einer Million unterschiedlicher Menschen wird, schreibt Mohsin Hamid weiter. Genau hier kommt es zwischen Theorie und Praxis zur Konfluenz! Romantiker nennen dies schlicht ein „Wunder“! b/h
18. Mai, VHS München, "Humorvoll Erzählen": Ausführliche Diskussion zu den verschiedenen Kategorien humorvoller Figuren. Dabei über die Kategorie "Masochistische Figuren": Figuren, die arrogant in der Tradition des aggressiven Witzes sich über die Welt erheben und dann wieder Situationen aufsuchen, um darunter zu leiden. Wir finden in der Kishon-Geschichte "An den Leser" so eine masochistische Figur. Weiter in der Diskussion, dass der Ausguangspunkt zum Finden solcher Figuren in Menschen mit Identitätsstörungen liegt. a/v
13. Mai, LMU, Projektseminare zum Thema "Autobiographie und Reise": Übungstexte zum Thema, die sich auf Land und Kultur fokussieren, im Gegensatz zu Texten, die das Ich in den Vordergrund stellen: Der Ausgangspunkt ist bei beiden Textfokussierungen gleich - das Reiseerlebnis. Aber beim kulturzentrierten Reiseerlebnis entwickelt sich der Text vom Ich in die Reflektion über das Fremde, weiter über die Abstraktion zur Allgemeingültigkeit. Bei ich-zentrierten Texten vom Ich in die Emotion und Identitätsentwicklung des Ichs.
Bei den ersten Übungstexten zu kulturzentrierten Texten ist die Bedeutung der individuellen Rückbindung des Typischen der fremden Kultur deutlich geworden. Wo sie fehlt, entstehen Behauptungen, Klischées, die der Leser als Vorurteile wahrnimmt. Diese Rückbindungen lassen sich graduell verschieden stark formulieren. Weiteres zum Thema wird folgen. a/v
2. Mai, Ligurien, Exkursion "Sinnliches Erzählen": Wozu dient die Schilderung sinnlicher Eindrücke? Welche Sinne lassen sich an welcher Stelle besonders gut einsetzen?
Gerüche und Geräusche schaffen starke atmosphärische Momente durch Beschreibung. Durch Gerüche lassen sich besonders gut Figuren charakterisieren, Geräusche hingegen erzeugen Spannung, da sie besonders starke Bilder im Leser hervorrufen.
Bei Beschreibungen des Geschmackssinns richtet sich der Blick nach innen: viel konkreter in der anfänglichen Beschreibung wechselt der Text schnell in die Innenperspektive. Geschmacksempfindungen lösen einen inneren Prozeß aus, der die literarische Figur in die Reflketion und Abstraktion führt (lese hierzu Proust "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" wie auch Calvino "Unter der Jaguarsonne" oder auch Muschg "Im Sommer des Hasen").
Sinnliche Wahrnehmungen können auch als Handlungstreiber wie äußere Ereignisse funktionieren. a/v
25. April, Seniorenwerkstatt, München: Zum Thema diaristisches Schreiben lesen wir Auszüge aus Rilke Malte Laurid Brigge und finden die aus der Theorie gewonnen Erkenntnisse wieder. Im Gegensatz zum Tagebuch zeichnet sich diaristisches Schreiben (dem Bloggen verwandt) durch vier Punkte aus:
- gnadenlose Sprunghaftigkeit der Themen
- nicht nur Wiedergabe von Erlebtem und Gefühltem, sondern von Vorstellungen, Ideen, Visionen, die sich auf, neben, unter der Realität entwickeln (das Beiseitedenken)
- unreflektierte aus dem Moment entstandene Emotionen
- einfach gereihte Aufzählungen ohne syntaktische Verknüpfung
a/v
12. April, Nürnberg, Kuno: Blick und Wahrnehmung: In der zweiten Übung werden Augenduelle frei geschrieben mit der Ablaufvorgabe: Aufnahme Blickkontakt, Angriff, indifferente Erwiderung, Beiseiteblicken. Die stärkste Wirkung hatten die Texte, in denen die Autoren sich tatsächlich ausschließlich mit dem Blickgeschehen beschäftigten und andere körpersprachlichen Momente weitgehend ausgeschlossen haben. a/v
21. März: Werkstattkurs, Semesterthema ist Textüberarbeitung. Ein weiteres Kriterium beim Überarbeiten: Darauf achten, ob Handlungsideen isoliert stehen oder Verbindungen mit anderen Ideen eingehen. a/v
20. März: Offenes Programm, VHS MÜnchen: Übung mit der Phantastischen Hypothese nach Gianni Rodari: Der Versuch sich auf magische alogische Momente einzulassen und sie ernsthaft ohne Erklärungen zu beschreiben, als selbstverständlich darzustellen. Die Gefahr sich in Erklärungen zu verlieren kann gebannt werden durch ein schnelles aktives Aufeianderfolgen von Handlungen, die so schnell ablaufen, dass weder der Leser nach Erklärungen fragt, noch der Autor dazukommt, welche zu liefern. a/v
16. März: Schreiben lernen, Münchner Volkshochschule, Bogenhausen: Gespräch und Übungen zu Textanfängen: Einer Teilnehmerin fällt auf, dass bei den meisten Anfängen mit kleinen Wörtern wie "als", "nun", "dabei" oder ähnlichen Wörtern ein Wandel einer Situation eingetreten ist. Bei genauem Hinsehen ist zu erkenen,d asse sfür die meisten Anfänge gilt. eine Geshcichte beginnt dann, wenn sich etwas verändert hat. Keine große Erkenntnis, aber ein Merkmal, mit dem sich die eigenen Anfänge überprüfen lassen. Beginnt es im richitgen Moment?
14. Februar: Aufbaukurs Spannungserzeugung: Zum ersten Mal die Übung "Verzögerung durch kleine Einschübe" gemacht. Retardierend werden kleine Nebensätze in die Haupthandlung eingeschoben. Dabei stellten wir fest, dass - um die Spannung weiter zu erhöhen - eine Grundspannung bereits vorhanden sein muss. Zudem funktioniert die Verzögerung nicht durch attibutive Einschübe, also ein Ausweiten der Beschreibung durch Adjektive, sondern es müssen kleine Nebenhandlungen sein, die mit der Haupthandlung in Zusammenhang stehen, aber für das Erzählen der Haupthandlung verzichtbar wären. Wer nachlesen will, wie das geht nehme sich Heinrich v. Kleist vor. a/v
30. Januar, EBW-Kurs, letzter Abend: Übung zur Enthüllung von Hauptfiguren durch Nebenfiguren. Anhand eines Textes, der aus mehreren Perspektiven, also aus der Sicht mehrerer Reflektorfiguren erzählt wird, merkte man, dass tatsächlich die Reflektorfigur als Hauptfigur wahrgenommen wird und alles, was durch die Nebenfiguren enthüllt wird, auf diese bezogen wird. Sobald die Reflektorfigur innerhalb der Szene wechselt, entstehen neue Enthüllungsmomente, über die neue Reflektorfigur wird etwas ausgesagt, aber nicht mehr über die alte, die nun zur Nebenfigur wird.
Es war deutlich in anderen Texten zu sehen, dass eine Nebenfigur durchaus mehrere Charakterzüge einer Hauptfigur enthüllen kann. Dann muss sich aber das Verhalten der Nebenfigur zwingend ändern. Nur ein anderes Verhalten der Hauptfigur gegenüber der Nebenfigur zu beschreiben ist nicht möglich. a/v
23. Januar, Offenes Programm im Gasteig, VHS München: Kleine Übung zum Gebrauch von Wörtern. Der Versuch eine Geschichte zu erzählen von mindestens einer Seite mit maximal sechs Hauptwörtern, die allerdings wiederholt werden dürfen. Wiederholung, Ellipse, Pronomengebrauch - in der Beschränkung des Sprachmaterials entstanden konzentrierte Texte, die sich nicht weiteten, sondern rhythmisch gut gearbeitet, die einen mit kurzen Sätzen im Fabel-Stil, die andern mit starker Adjektivarbeit und msuikalischen Akzenten zeigten, dass es nicht darum geht einen großen Wortschatz anzuwenden, sondern das Wenige konzentriert durchzuarbeiten. Erinnerung an eine Übung vor vielen Jahren: die Beschreibung ohne Adjektive führt zu aktiverem Verbgebrauch. a/v
21. Januar 2014: Autobiographie-Projektseminar 1 LMU: Übungen zum kindlichen Erzähler: Textgespräch mit einem Text, der aus der Wahrnehmung eines ungefähr dreijährigen Kindes geschrieben ist. Es lässt sich bei diesem Alter natürlich kein kindlicher Erzähler verwirklichen, aber durch spezifisch-kindliche Ausdrücke, welche die Mutter beim Waschen, Verarzten des Kindes benutzt, die vorsichtig in den Text eingestreut waren, ließ sich die Perspektive des Kindes nachempfinden, weil man als Leser annimmt, dass das Kind die Ausdrücke wiedergegeben haben könnte. So fühlte man sich dem Kind sehr nah. a/v
17. Januar 2014, Entwicklung literarischer Figuren, VHS München: Langes Gespräch über Nebenfiguren und ihre Rolle in Bezug auf die Hauptfiguren. Die Notwendigkeit eine Hauptfigur für den Leser auch über lange Strecken interessant zu halten, durch immer neue Enthüllungen von Charakterzügen durch Nebenfiguren, die am Anfang des Textes nur angedeutet werden oder später auftreten, erst wenn sie gebraucht werden ihre dramaturgische Notwendigkeit zeigen.
Wenn es aber nicht gelingt, über lange Phasen die Aufmerksamkeit auf die Hauptfiguren zu zentrieren, dann wird sich der Leser zunehmend für Nebenfiguren und Nebenhandlungen interessieren. Diese können zeitweise die Aufmerksamkeit auffangen. Sind sie auch blass, dann wird der Text verlimmern, breiig, uninteressant wirken. a/v
10. Dezember: Autobiographie-Projektseminar 1 LMU: Zwei Bemerkungen zu den Textgesprächen: Bei Texten, die im Präsens geschrieben sind und einen Vorzeitigkeits-Einschub bringen, könnte es auch wirken, diesen Einschub im Plusquarmperfekt zu bringen, weil das Imperfekt eine anderen Zeitmodus suggeriert und dabei den Leser irritieren könnte.
Und: Bei Texten, die sehr stark aus dem Bewusstsein einer Figur, eines erlebenden Ichs erzählt werden sind auktorialisierende Bemerkungen wie: ich denke, ich meine; vor isolierten Gedanken manchmal störend: Eleganter geht es mit einer körpersprachlichen Beschreibung, die auch kurz Distanz schöpft und dem Leser die Möglichkeit gibt, die Perspektive neu einzustellen. a/v
1. Dezember, Münchner Volkshochschule, Zeitgestaltung: Am Samstag ausführliche Gespräche über zeitdeckendes und zeitdehnendes Erzählen. Zeitdeckendes Erzählen fasst nur möglich bei handlungsreichen Texten. Bei handlungsarmen Texten wird man automatisch zeitdehnend erzählen, da die Handlungen nicht ausreichen substantiell die äußere Zeit zu gestalten.
Beim zeitdeckenden Erzählen stellen wir in Textgesprächen fest, dass es nicht nur die äußeren Handlungen allein sein müssen. Auch einzelne Bewusstseinsvorgänge, die auf der inneren Zeitebene liegen, können gerahmt durch äußere Handlungsmomente dargestellt werden, ohne dass sich eine Dehnung ergibt.
Beim zeitdehnenden Erzählen sind es vier Punkte durch die sich die Erzählzeit dehnen lässt:
29. November, Werkstattunterricht: Nach Übungen zu sympathischen und unsympathischen Figuren und ihrer Wirkung auf den Leser nun folgendes Experiment: Beschreibung von mehreren Figuren in einer Situation. Eine dieser Figuren wird im Anschluss an die Szene ein Verbrechen begehen, der Erzähler gibt Andeutungen durch Physiognomie und Körpersprache. Dabei erleben wir verschiedene Erzählstrategien in den Texten, die sich noch nicht systematisieren lassen. Eine erste Erkenntnis: Wenn Figuren über ein Verbrechen reden, dass noch nicht begangen ist, aber begangen wird, dann verwischen sich alle Spuren. Der Leser kann aus so einer Diskussion zwischen den Figuren nicht mehr herausfinden, wer der Verbrecher sein wird. Zuviele Ebenen stürzen auf ihn ein: Ist derjenige der ausführlich darüber redet verdächtiger als jener der in der Diskussion schweigt oder abwiegelt? Es lässt sich nicht feststellen. Solche Vorausdeutungen wirken deswegen spannungserhöhend und können dann eingesetzt werden, wenn der Leser dem Täter bereits auf der Spur ist und wieder verwirrt werden soll.
Im Textgespräch am gleichen Abend: ein Text, der nur aus Erzählerrede und Figurenrede besteht. Die Figur ließ sich tatsächlich nicht festmachen. Wir brauchen äußere Beschreibung, nicht durchgehend, aber in einzelne Passagen, um der Figur nahe zu kommen. a/v
17. November, Schreiben lernen: Zwei Bemerkungen, die es verdienen, festgehalten zu werden: Wir stellen in einer Übung fest, dass Raumdarstellungen nicht so eindeutig wie Körpersprache das Innenleben der literarischen Figur darstellen kann. Will ich die Wahrnehmung des Lesers gegenüber der Figur ambivalent halten, so verzichte ich auf Körpersprache und projiziere die Gefühle der Figur in den Raum. Ein Detail, das Körpersprache darstellt, ist viel entschiedener.
Zweite Anmerkung einer Teilnehmerin: Bei der Ich-Erzählsituation haben wir weniger Möglichkeiten das Wirken und ihre Selbstwahrnehmung insbesondere der Körpersprache eioner Figur darzustellen. a/v
25. Oktober, Werkstattkurs: Nachdem wir uns im letzten Semester mit dem Erschaffen einer sympathisch wirkenden Figur beschäftigt haben, nun der Versuch, die Figur ins Unsympathische in der Wahrnehmung des Lesers kippen zu lassen: Auch nicht so einfach, wie wir feststellen, denn der Leser ist bereit, viele Dinge zu tolerieren. Wir wissen ja sowieso, dass eine Figur, die mordet, nicht grundsätzlich negativ gesehen wird, was ja eigentlich erstaunt. Viel bedeutender sind dem Leser die Motive, aus denen die Figur handelt. Sie können sogar extrem negativ besetzte Handlungen sympathisch erscheinen lassen. Hierbei folgender Gedanke: Die Handlung als solche, wird nicht als sympathisch oder unsympathisch gewertet.
Entscheidend ist, ob der Leser sich mit einer solchen Handlung als mögliches Opfer identifiziert. Wir sind alle hinterhältigem Handeln durch Arbeitskollegen, Bekannte, etc, potentiell mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgesetzt als ein Mordopfer zu werden (s.u.). a/v
18. Oktober: Wie erschafft man unsympathische Figuren: Sichere Methoden als vorläufiges Ergebnis:
a/v
12. und 13. Oktober in Freiburg/Breisgau: In kleiner Gruppe intensive Gespräche zur Darstellung von Gefühlen und Bewusstseinsvorgängen: Zum Beispiel über den Inneren Monolog: Wenn ich die Werte und innere Haltung einer Figur darstellen will, kann ich dazu besonders gut den Inneren Monolog nützen, während im Dialog sich eher aktuelle Gefühle darstellen lassen. Die erlebte Rede hingegen zeigt Gedankenvorgänge der Figur, in aller Ruhe fließend, mit epischem Atem, so dass der Leser mitgenommen wird. Ja, und die erlebte Rede im Verhältnis zur einer Formulierung mit "würde": "Morgen war Weihnachten" ist natürlich poetisch stärker als "Morgen würde Weihnachten sein" Aber manchmal sind sich doch Figuren ihrer Gedanken nicht ganz sicher - und dem, was sie zu tun vorhaben: Dann wäre eine Konstruktion mit würde vielleicht angebrachter.
Die kontrastive Darstellung von Räumen im Verhältnis zur Gefühlslage der Figur wird dem Leser stärker ins Auge fallen, als die analoge. Deshalb nutzen wir bei starken entscheidenden Szenen eher die kontrastive Darstellung - wie bei "Singing in the rain" - so ein schlechtes Wetter und es macht dem Verliebten gar nichts aus, das bleibt doch im Gedächtnis.
2. Oktober: In Böhmen. Oftmals ist auch das zweite Wort noch nicht genug: Die Stiefel "drückten" ihn - eine allzu bekannte Formulierung, versuchsweise ersetzt von einer Teilnehmerin durch: Die Stiefel "hingen" an ihm. Kein schlechtes Wort, das die Schwere der Stiefel, die Beschwernis zum Ausdruck bingt. Leider entsteht ein schiefes Bild. Weitersuchen: Vielleicht indem man versucht ein Substantiv in ein Verb zu transponieren. Das Wort "stiefeln" ist ja bereits allgemein gebräuchlich. Viele Möglichkeiten eröffnen sich durch diese Art, neue Wörter zu schöpfen. a/v
Ende September 2013: Zweite Herbstexkursion nach Böhmen. Orpheus in Böhmen, ein Erzählprojekt zur Teilnehme an den Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Pilsen in 2015. Der Versuch Landschaft und mythische Figur zu verbinden. Immer wieder zu spüren, wie wichtig es ist, Abstand zu gewinnen. Wie leicht man eine Landschaft nachschafft, ohne ihr eine eigene poetische Bedeutung zu verleihen. So entstehen Beschreibungen, die gut beschreiben, aber keine eigenständige Aussage haben. Jede Beschreibung muss etwas über die Figur oder die Handlung aussagen, sonst ist sie verzichtbar. Eine alte Regel, die man sich selber nicht oft genug wiederholen kann. a/v
September 2013, Exkursion in den Jura: Übungen zum Thema Satzbau. Vier Tage lang unterwegs an den Wasserfällen und Flüssen des französischen Jura. Der Versuch Stilfiguren in der Beschreibung von Landschaften anzuwenden. Dabei sehr kontrovers diskutiert die Ellipse. Hierbei die Feststellung, dass eine elliptische Konstruktion (Auslassung des Wichtigen oder Unwichtigen) wirklich nicht nur eine Aneinanderreihung von Kurzsätzen und Worten ist. Die emotionale Kraft entfaltet sich erst, wenn auch ein vollständiger Satz dahintersteht, der mitgedacht, nachgedacht werden kann. Also echte Leerstellen, nicht vorgetäuschte. Sonst entstehen einfache Assoziationsreihen. Daher ist es für den Erzähler nötig, zu wissen, welcher Satz hinter der Ellipse steckt. a/v